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Der Begriff der Radical Art History ist untrennbar mit der Biografie Otto Karl Werckmeisters verknüpft, der die akademischen Konventionen zwischen Berlin, Los Angeles und Evanston herausforderte. Dieser Band, herausgegeben von Wolfgang F. Kersten, fungiert als intellektueller Spiegel eines Lebenswerks, das sich der bequemen Einordnung stets entzog.
Im Zentrum steht die kritische Auseinandersetzung mit Werckmeisters Ansatz, die Sozialgeschichte des Subjekts für das wissenschaftliche Schaffen zurückzugewinnen. Die hier dokumentierten Diskussionen beleuchten jenen Moment, in dem die Kunstgeschichte begann, sich ihrer politischen Verantwortung zu stellen, angestoßen durch Werckmeisters Mitbegründung des Caucus for Marxism and Art. Es ist eine Lektüre für jene, die verstehen wollen, wie methodische Strenge und politisches Bewusstsein ineinandergreifen, um die Kunst aus ihrer autonomen Isolation zu befreien.
Die Verfügbarkeit dieser wenigen Exemplare aus dem Partnerverlag ZIP ist ein Glücksfall, der den Bogen zur Gegenwart spannt. Denn der Herausgeber Wolfgang F. Kersten betreut heute den Nachlass Werckmeisters, aus dem im Herbst 2026 bei Digiboo die Pariser Schriften erscheinen werden. Wer diesen Band zur Hand nimmt, bereitet sich also fundiert auf die kommende Wiederentdeckung Werckmeisters vor und sichert sich ein Dokument jener Debattenkultur, die heute aktueller denn je erscheint.
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